2009/09/24

der freund fürs (nacht)leben.

seit ich in der provinzstadt arbeite, pendle ich täglich zwei mal dreissig minuten mit der s-bahn. mein leben ist erfüllt von violetten schundzeitungen mit jämmerlichen kolumnen, nicht zu lösenden kreuzworträsel, die meinen geisten zerfall dokumentieren, berufsschülern und ga-besitzern im seniorenalter. manchmal gesellt sich eine bekannte zu mir und wir versuchen vergeblich gesprächsstoff für zwei haltestellen zu finden. im sommer wehte mein haar im durchzug und im winter werde ich mit triefnase von den anderen leuten böse angeguckt werden, weil ich mich weigere, ein taschentuch zu benutzen.


eigentlich könnte ich seit geraumer zeit die autoprüfung absolvieren. aber meine faulheit macht auch hier nicht halt und so werde ich zwanzig geburtstagskerzen ausblasen ohne je mit meinem fuss ein gaspedal heruntergedrückt zu haben.

nur noch wenige teenager-tage liegen vor mir und weil sich in meinem leben die ereignisse nie wirklich überschlagen haben, werde ich am zwanzig jahre alt, ohne eine wirkliche teenager-sünde begangen zu haben. ich hoffe, ich lasse mich in dieser kurzen zeit weder zum kosmetika-klau noch zum schule-schmeissen verleiten.



ach ja, liebe party-veranstalter. mir in der mittagspause den flyer für heute abend in die hand zu drücken, nennt sich nicht gerade geschäftstüchtig. selbstverständlich weiss ich bereits zwölf stunden im vorfeld, wo ich der freitagnacht begegnen werden. und auch wenn das eine lüge ist, will ich nicht daran erinnert werden, dass freitagabende ausgeplant werden müssen.

flyern: 2 punkte

auto fahren: 1 punkt

teenager-sünden: 1 punkt

pendeln in einem regio-zug: 0 punkte

2009/09/18

rec. and play

"substanz. das nennst du also substanz." durch einen filmreifen handschlag landeten meine chlorgebleichten a4-blätter, noch warm vom drucker, auf den fettigen tisch der kantine. ich schielte trotz unbeirrtem, ernsthaftem und ach-so-professionellem blick auf die schwarzen buchstaben, die mittlerweile von bleiernen ornamenten umrankt waren. ich wartete nicht lange, bejahte. er lehnte sich zurück, verschränkte die arme hinter dem kopf und lächelte wie der löwe, der die fleischfetzen der gazelle unten am fluss schon förmlich zwischen den zähnen schmeckte. dieses antlitz würde für mich in den nächsten wochen bedeuten, irgendetwas falsch gemacht zu haben. zu viel substanz rumgeknetet zu haben, zu blumig gewesen zu sein, zu wenig den konsumenten an der hand durch meine paar zeilen geführt zu haben. "prosa gibt es hier nirgends", hiess es, kurz bevor ich das riesige sterile gebäude verliess. irgendwie bedeutete diese baute für mich, ein paar hiebe direkt in die fresse zu bekommen. linke faust, rechte faust, fingerknöchel unter die wangenknochen, los! würde diese tatsache meine motivation nicht gravierend vermindern und massiv mein ego zum bröckeln bringen, würd' ich sogar meinen, der kleine mann mit dem unordentlichen büro behielte mich auf dem boden. (sollte mehr von solchen miniaturrealisten geben.)


der kleine mann: 3 punkte
die kantine: 7 punkte
trotz deutlichem druck lieber bloggen, als bestimmte andere worte aneinanderreihen: 3 punkte

2009/09/17

BE MY (GIRL)FRIEND.


Vom tratsch- zum kussaustausch? Wieso eigentlich nicht. einsame herzen, die sich den besten single-homie krallen, zogen bereits als kinder den schokoriegel dem überraschungsei vor.

während man bei der neusten partybekanntschaft bis zum ersten facebook-stalking ziemlich im dunkeln tappt, kann man sich bei der freundliebschaft ziemlich sicher sein. erdbeer-allergie, ex-freundin, hobby und der letzte absturz: alles bestens bekannt.

auch erspart man sich ziemlich viel mühe. der andere weiss ja, dass man nett ist. haare bürsten, beste seite zeigen, über schlechte witze lachen: alles überflüssig. die m-buget variante von jeder liebschaft.

natürlich gibt es nicht nur die knopfdruckliebe, vielleicht tigern zwei monatelang aneinander herum bis sie als entzückendes paar durch die welt schreiten oder entdecken wirklich erst nach jahrelanger freundschaft, dass der andere ihr leben verbessern würde.

ich bin aus-freundschaft-kann-mehr-werden-atheist, verwechlse meinen freundeskreis deshalb nicht mit einer partnerbörse. der karrieresprung vom partyfreund zur herzperson ist mir suspekt und wird nur noch vom geschwisterlichen partnertausch getoppt.



das entzückende paar:

sie: 8 punkte

er: 2 punkte

2009/09/04

THANK GOD IT`S FRIDAY.

sie sind wieder da. schönschreiberin und die motivation arbeiten für fünf minuten zusammen.





heute kratze sich die schönschreiberin erstaunt an ihrem ungekämmten schopf, als sie die friday durchblätterte. andere, mehr oder weniger gleichaltrige landesgenossen schaffen es mit hübschen kleidern und bildern in das heftchen, das den freitagabend versüssen soll. eilig rückt sie die strumpfhosen zurück und überlegt sich, wie sie ihren jämmerlichen blog zum nächsten geilen teil trimmen könnte. doch da unfotogene leute trotz aller logik auch keine kamera besitzen, fehlt es nicht nur am darstellungsdrang, sondern auch an den notwenigen mitteln. und weil unfotogene menschen aufgrund von schlafmangel, ausgelöst durch ein überfluss von konzertangeboten, hausaufgaben und der abwesenheit der sonne, auch im realen leben nicht wirklich eine optische bereicherung darstellen, verzichtet die schönschreiberin darauf, ihren blog mit fotos zu verunstalten.





die motivation verabschiedet sich bald, denn längst vergessene mädchenträume klopfen an die tür:


hurra hurra

2009/06/22

failure is the new black.

nein. vor der sommerpause gibt es doch noch ungeschriebenes, das sich wieder mal in die vorderste reihe drängt, dramatisch von der gedankenklippe springt (wobei man selten springt, sondern einfach den einen fatalen schritt in die leere tut - hab ich mal irgendwo gelesen) und sich auf dem beschriebenen blatt, oder eben auf dem beleuchteten bildschirm vor euch zertrümmert. vom korpus dieser buchstaben bleibt nicht viel übrig, das verkrustete blutbild deren ergibt die schreibe, und die greift grad eure sehzellen an. und eigentlich fühlt sich das alles an, wie wenn man mit einem dr. phil. med. tischgesellen fachsimpelt und die tischdecke mit den händen zerknittert, weil man langsam aber sicher in die ecke gedrängt wird. auf die tischdecke schreibt man dann: ich hab wirklich keine ahnung. ich hab wirklich nicht den blassesten schimmer, was ich hier tue! ich habe nicht die entfernteste ahnung, worüber ich schreibe, womit ich mir die zeit vertreibe und ausfülle! manchmal, ja, manchmal schreibe ich sogar dinge auf, schaue sie mir dann an und wenn sie kein schönes bild ergeben, mache ich sie wieder weg. der tischnachbar, der weiss gerade nicht genau was sagen. denn er ist nicht so einer, der fünfzehn verschiedene hochschulabschlüsse hat, aber sozial nicht weiter entwickelt ist, als ein schneeglöggli im dezember. er fragt also freundlich und ohne urteilenden unterton, was ich da gerade mache. ich lache bitter auf, denn nach wie vor, ich weiss es nicht.

unwissen, unbewusstsein, unbehagen: zéro points

2009/06/16

stallcdjournalklatsche

blumen auf fliessenden stoffen, schweres gold am handgelenk, weniger sonnenstrahlen auf der kopfhaut, weniger klebende masse zwischen den schuhsohlen und dem weg, schnellere schritte, kürzere wege, mehr raschelndes geld, mehr treffende adjektive vor jedes nomen, inspiration kann bei dieser sendung geholt werden. wenn schmetterlinge tornados am anderen ende der welt auslösen können, dann erwarte ich einen funken mehr kreativität von mir beim aneinanderreihen von worten und mehr einfluss der nachrichten auf mein leben. gratiszeitungen lassen mein leben ausser acht, nicht einmal auf das horskop ist verlass. während auf jedem modejournal eine cd mit den besten sommerlieder klebt, die aus prinzip beschissen sein wird, beschliesse ich:

sommerpause für diesen blog.

tschau.


sommerpausen in der schule: 10 punkte
sommerpause allgemein: 2 punkte
bauer sucht frau: 4 punkte

2009/05/27

praying for pavement to get back together.

die gesamte servelatprominenz dürfte diese verdammte frage von der coopzeitung schon gestellt bekommen haben. welches buch befindet sich auf ihrem nachttisch? für solch hochstehende herausforderungen haben richtig professionelle c-berühmtheiten immer eine antwort parat, egal ob auf ihrem nachttisch ein päckli lucky strike und antidepressiva liegen, oder irvine welshs lebenswerk. der ex-mister schweiz kandidat, der jetzt auf junggebliebener stadtneurotiker macht, gibt mit irgendeinem nick hornby taschenbuch an, originaltext, natürlich. die geschmacklose, biedere und konservative politikerin wird nach wie vor an nicholas sparks festhalten, um wenigstens mit ihrer lektüre bei den mittvierzigjährigen hausfrauen zu punkten. doch die bücher, die man eigentlich liest, bewahrt man nie neben dem bett auf. bei mir stapeln sich dort nämlich seit gut fünf monaten, während denen sich so gut wie nichts und alles zugleich verändert hat, die selben drei staubigen papierschinken und erinnern mich an meine kaufwut was bücher betrifft und an meine immerzu wachsende lesefaulheit. tatsächlich öffnete ich heute, angefallen von akuter verzweiflung und langeweile, zum ersten mal das gedichtband aus neunzehnsiebenundsechzig, das nach fremden händen roch. und daraus entfiel ein verblichenes stück papier, irrelevant und alles andere als weltbewegend. in hässlicher mädchenschrift stand darauf "so far around the bend". den rest des tages verbrachte ich damit, schlüsse zu ziehen. und pavement zu hören.

der song
: 9 punkte
coopzeitung: 1,5 punkte
pavement: 7,5 punkte